23 Januar 2014
Interview mit Aléa Torik. In dem es ums Netz geht. Um jenes Netz, von dem Sascha Lobo meint, es sei „kaputt“ und Evgeny Morozov ihm empfiehlt, sich beim Nachdenken darüber mal ein bisschen mehr anzustrengen
Die Artikel von Lobo und Morozov finden Sie irgendwo im kaputten Netz, das Interview mit mir, – eingeleitet mit diesen Worten: „Ich bemerkte wie sehr Blog und Roman zusammengehören und verlor mich in der Sprache, der Konstruktion, den Figuren, Aléas Gedanken und Erleben, ihren Reflektionen über ihr Leben, das Schreiben ihrer Doktorarbeit d.h. ihres Romans und verlor mich und verlor mich und verlor mich … Ich bin sehr beeindruckt von der literarischen Qualität dieses Textes, der nicht einfach nur eine Geschichte erzählt, sondern kritische und wichtige Fragen an die Gesellschaft stellt und den Leser radikal mit der Fiktionalität und Konstruktion konfrontiert, ja ihn fordert. Es bleibt das Gefühl hier etwas ganz Großartiges gelesen zu haben“ – findet sich hier.
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Und die Co-Autorin von aboutsomething, die Aléas Ich ebenfalls gelesen hat, ergänzt diese Einschätzung um folgende Worte: „eine ganz bemerkenswerte und herausragende Lektüre“ – „‘Aléas Ich‘ ist ein Buch, das sich in mir festgehakt hat und nun ständig in meinen Gedanken kreist, um mich irgendwie zu beeinflussen. Gruselig – und ein ganz einmaliges Erlebnis.“ – „Ganz ganz großartig. Das ist ein Roman, von dem ich wirklich behaupten kann, er habe mich verändert, weil er auf die Grundfrage abzielt: Wer bin ich?“
Das sind natürlich die Idealleser, die nicht nur von einem Text begeistert sind, sondern so begeistert sind, dass sie ihre eigene Wirklichkeit auf das in dem Text Beschriebene überprüfen. Das sind die Leser_innen, die der Autor und die Autorin sich wünschen.
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Bersarin verweist im Zusammenhang mit diesem Interview auf einige Punkte:
„Diese Aspekte sind für manche/n, die auf eine konventionelle bzw. konservative Weise mit Literatur sich befassen, nur schwer vermittelbar: Daß nämlich empirisches Ich, erzählendes Ich, Autor, erzähltes Ich, Textfiguren nicht verschiedenerlei sein müssen und durch soziale Konvention getrennt, sondern einem bedingenden Diskurs unterliegen, der ein literarisches Feld erst anordnet und so etwas wie den Begriff des bürgerlichen Romans samt seinen Hierarchien und Figurenanordnungen, seinen Perspektiven und Wirklichkeitsweisen erst möglich macht; daß dieses Spiel der Identitäten, Personen, Figuren zuweilen die Grenze zur Realität überschreitet“
Mit der Übersicht des Kritikers ausgestattet, zeigt er einen Zusammenhang mit Kafka auf, der mir natürlich entgangen wäre – “solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben” : „Diese Transgression der Literatur hin zum hyperbolischen, taumelnden Text mag für manche, die in den Finessen der Literatur, der Fiktionalisierungen und Maskeraden nur halb zu Hause sind, beunruhigen: Ja und diese Unruhe ist genau das, was sich ein Text, wenn er denn begehren könnte, wünscht, weil gelungene Literatur nun einmal – auch im Freudschen Sinne – viel mit dem Unheimlichen und sogar mit dem Ungeheuerlichen zu schaffen hat.“
„Vor allem aber kommt in diesem Interview der Umstand zur Sprache, daß unter den Bedingungen eines postkonventionellen Erzählens im Rahmen eines Hyper-Realismus ein Roman verdeckt oder offen immer nach dem Grund von Autorinnenschaft bzw. von Autorenschaft fragt. Freilich ist es in der Literatur nicht neu, daß eine Romanfigur ihrem Schöpfer gegenübersteht. Doch in dem Roman Aléas Ich geschieht dies auf eine Weise, wie es so bisher in der Literatur nicht vorkam. Der Schöpfer, die Schöpferin selbst sind als Instanz fragwürdig geworden und das heißt: in Frage gestellt. Politik der Identität: Was heißt es, eine Autorin, ein Autor zu sein?“ Hier.
Wenn auch nicht jede Zeile gleich erhellt:
geschehn aus unablässigem Bestreben.
Aléa hat’s hierher gestellt,
und zwar soeben.
Geschrieben: Januar 23rd, 2014 unter "Aléas Ich", kurz
Kommentar von kleist
Datum/Uhrzeit 20. Februar 2014 um 23:54
Es gibt so viele Kommentare zur Frage, ob wir Wirklichkeit erkennen oder nur erfinden; aber der beste Kommentar ist, was Literatur betrifft,- eine gute Erzählung.